Sarei – wir trinken Tee

Sarei – wir trinken Tee

Sarei – dieses kleine Ritual fügt sich wie selbstverständlich ein in den Ablauf einer Zazen-Meditiation. Wieso ist das so und was sind die Ursprünge dieser Tradition?

Chajing - Teeklassiker
Lu Yu – Chajing

Der Genuss von Tee in China läßt sich bereits für das achte Jahrhundert nachweisen durch das Buch „Chajing“ (Tee-Klassiker) von Lu Yu (728-804). Sehr wahrscheinlich wurden einige Teepflanzen sowie das Wissen über die Zubereitung des Tees und über das Teetrinken von japanischen Mönchen im achten oder neunten Jahrhundert nach Japan gebracht, wo 815 erstmalig Teetrinken erwähnt wird. Die Zubereitung des Tees erfolgte damals allerdings anders als heute mit Teeziegeln und Gewürzen und war geschmacklich nicht mit dem heutigen Tee vergleichbar. Vermutlich fand das Ergebnis keinen Anklang in Japan und Tee geriet in Vergessenheit.

 

 

Rinzai Zenmeister Eisai
Myoan Eisai

Von dem Mönch Myoan Eisai (1141-1215) wurde zusammen mit der Rinzai-Schule des Zen auch erneut das Wissen um die Teezubereitung und auch wieder Teepflanzen von China nach Japan gebracht. Die Teeblätter wurden wie in der heutigen Form als Grüntee-Pulver aufbereitet. Tee wurde vor allem in Zen-Klöstern geschätzt, da ihm nachgesagt wurde, dass er der Gesundheit diene und die lange Meditation erleichtere. Teetrinken wurde traditioneller Bestandteil der Übungen des Zen-Wegs.

 

 

 

Teemeister Rikyu
Sen no Rikyu

Auf der anderen Seite haben sich der japanische Teeweg (Chado) und die Teezeremonie (Chanoyu) als Kunstform aus dem Zen entwickelt. Als Begründer der Teezeremonie gilt Murata Shuko (1423-1502, auch Shoko geschrieben), ein Schüler von Ikkyu Sojun vom Daitokuji Tempel. Ihm wird der bekannte Spruch zugeschrieben: „Zen und Tee haben gleichen Geschmack“. Von Sen no Rikyu (1521-1591) wurde die Teezeremonie zu der im Wesentlichen heute noch üblichen Form weiterentwickelt. Er fasste ihre Prinzipien in dem Ausdruck „wakei seijaku“ zusammen, gebildet aus „wa“ (Harmonie), „kei“ (Respekt), „sei“ (Reinheit) und „jaku“ (Stille). Wer sich mehr für die japanische Tee-Zeremonie und ihre Geschichte interessiert, findet etwa auf der Website der The Urasenke Foundation  weitere Informationen.

 

Grüntee
Eine Schale Grüntee

Die Teezeremonie im Zen wird „Sarei“ genannt. Sie wird zu Beginn einer Meditationssitzung oder auch zwischen zwei Meditationsabschnitten durchgeführt und ist wesentlich kürzer als die Chanoyu, die durchaus mehrere Stunden dauern kann. Für die Zubereitung wird grüner Blatt-Tee, also kein Tee-Pulver, verwendet und der Tee vom Teegeber (jisha) an die Meditierenden ausgegeben. Der Tee wird in vier Schlucken getrunken, die von den Worten „Klarheit, Respekt, Harmonie, Stille“ begleitet werden. Diese stehen für die Prinzipien der Tee-Zeremonie und sie führen die Meditierenden in ihre Übung.

Klarheit steht für die Klarheit des Raumes und des Geistes. Nichts im umgebenden Raum ist überflüssig, alles dient dem Zweck der Meditation. Der Geist richtet sich auf die Gegenwart, auf den gerade jetzt existierenden Moment der Zeit, auf das Wesentliche.

Respekt steht für die Achtung vor den Anwesenden, mit denen gemeinsam der Tee getrunken wird, für die Achtung vor den Gegenständen, durch die das Teetrinken möglich ist, vor dem langen Weg vom Tee-Setzling zur Schale Tee in der Hand und auch für die Einbindung in die Tradition des Rituals, das schon seit Jahrhunderten von Menschen im gleichen Geiste durchgeführt wurde und auch nach uns durchgeführt werden wird.

Harmonie entsteht mit den Anwesenden in dem Moment, in dem es für jeden nichts anderes gibt als Teetrinken, wenn die Bewegungen jedes Einzelnen mit denen der übrigen in rituellem Zusammenhang stehen und sich so für diesen Moment eine Gemeinschaft bildet.

Stille leitet über in die weitere Meditation, in der alles Störende, alle störenden Gedanken in den Hintergrund treten und nur die Übung bleibt.

Auch im Alltag bietet sich beim Teetrinken (aber auch beim Kaffeetrinken oder beim Essen) die Gelegenheit, sich für eine kurze Zeit seiner selbst, seiner Gedanken und seiner Umgebung gewahr zu werden. Wer möchte, denkt dabei an die vier Worte aus dem Sarei. Manchmal versteht man hinterher sich und seine Umgebung etwas besser.